Bandscheibenvorfall der LWS
Bandscheibenvorfall der LWS
Rückenschmerzen sind in der Bevölkerung sehr weit verbreitet. Etwa 70% der Bevölkerung haben die Schmerzen mindestens einmal im Jahr und 85% klagen mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen. Von den Abschnitten der Wirbelsäule ist die Lendenwirbelsäule (LWS) mit Abstand am häufigsten betroffen. Insbesondere in der Altersgruppe zwischen 40 und 70 Jahren treten die Beschwerden oft auf.
Im Zusammenhang mit Rückenschmerzen und Ischiasbeschwerden spielen Bandscheibenvorfälle eine wichtige Rolle. Am häufigsten – in ca. 90% der Fälle – treten Bandscheibenvorfälle an der Lendenwirbelsäule zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel (L4/L5), sowie zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein (S1) auf. Das ist dort, wo die mechanische Belastung am höchsten ist. Unter dieser kontinuierlichen Belastung trocknet der Faserring aus und wird der mit der Zeit spröde und es kommt in der Folge zu kleinen Einrissen. Diese sind vorwiegend im hinteren Abschnitt des Faserrings lokalisiert. Während in den meisten Fällen eine Selbstheilung eintritt, kommt es bei weiterem Fortschreiten derartiger Einrisse zum Hineindrücken des elastischen Bandscheibenkerns (Nucleus-pulposus) in diese Einrisse und dadurch zu einer Vorwölbung der Bandscheibe, was als Bandscheibenprotrusion bezeichnet wird. Das Hindurchtreten bzw. Durchbrechen von Nucleus-pulposus-Gewebe durch den Faserring bzw. aus dem Faserring heraus ist dann der eigentliche Bandscheibenvorfall.
Führendes Symptom eines Bandscheibenvorfalls sind vom Rücken ausgehende und in das Bein bzw. in den Fuß ausstrahlende Schmerzen. Typische Bezeichnungen dafür sind Hexenschuß oder Ischias. Es können jedoch auch Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen auftreten, wenn der Druck des Bandscheibenvorfalls auf die Nervenwurzel sehr stark ist.
Die Behandlungsmaßnahmen sind in erster Linie von der Art der Schmerzen, den neurologischen Ausfällen und dem Röntgen- oder Kernspin- Befund abhängig, wobei grundsätzlich zwischen konservativer, minimalinvasiver und operativer Therapie (mikrochirurgische oder endoskopische Operation) unterschieden wird. Die Therapie erfolgt entsprechend einem Stufenschema. Die meisten Bandscheibenvorfälle können auch ohne Operation erfolgreich behandelt werden. Wenn eine Therapieform nicht den gewünschten Erfolg innerhalb eines Zeitfensters von 3-4 Wochen zeigt, dann muss die nächste Stufe eingeleitet werden. Zu langes Festhalten an Behandlungsmaßnahmen ohne Besserungstendenz führt zur Chronifizierung der Beschwerden mit der Entstehung des so genannten Schmerzgedächtnisses und zur Fixation von Fehlhaltungen. In späten Stadien können daraus verschiedene Formen der Wirbelsäuleninstabilität und Verformung resultieren. Deshalb gilt nicht immer die Devise, dass eine Operation möglichst weit hinausgeschoben werden sollte.
Die Bandscheibenoperation wird auch heute noch von Laien häufig als eine gefährliche Operation angesehen. Allerdings sind durch die Verbesserungen und Verfeinerungen der Operationstechniken in den letzten Jahren die Gefahren und Risiken einer Bandscheibenoperation deutlich geringer als früher. Derzeit werden Bandscheibenvorfälle in der Regel minimalinvasiv unter endoskopischer oder mikrochirurgischer Sicht durchgeführt. Beide Verfahren sind bezüglich der Belastung der Patienten und der Ergebnisse gleichwertig und zuverlässig. Der stationäre Aufenthalt zur Operation dauert ca. 3-4 Tage. Der Patient kann in der Regel bereits wenige Stunden nach der Operation wieder aufstehen.
Diagnostik
Mittel der Wahl für den Nachweis eines Bandscheibenvorfalles ist wegen der fehlenden Strahlenexposition und der guten Eignung zur Bandscheibendiagnostik die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie – MRT).
Bandscheibenvorfall L4/5 – seitliche Ansicht (sagittal T2).
Bandscheibenvorfall L4/5 – Schichtbild (axial T2).