Das Wirbelgleiten oder Spondylolisthesis (von griechisch spondylos = Wirbel, und olisthesis = gleiten) ist eine sehr häufig vorkommende Form der Wirbelsäuleninstabilität. Dabei bewegt sich ein oberer Gleitwirbel nach vorn über den darunter liegenden Wirbel. Wirbelgleiten betrifft fast ausschliesslich die Lendenwirbelsäule.
Es gibt unterschiedliche Ursache für ein Wirbelgleiten. Ursache ist einerseits eine in frühen Lebensjahren erworbene Spaltbildung der Wirbelinterartikularportion (Spondylolyse). In diesem Falle spricht man von einer Spondylolisthesis vera. Im erwachsenen Alter oder höheren Lebensalter entsteht das Wirbelgleiten durch Verschleiß - insbesondere der Bandscheiben und der Wirbelgelenke. Dadurch kommt es zu Lockerungen, die zu einem Abgleiten der Wirbel führen. In diesem Falle spricht man von einer degenerativen Spondylolisthese.
Der Organismus versucht den Verlust an Stabilität durch knöchernen Anbau auszugleichen. Dadurch kommt es zur „Verdickung“ der Wirbelgelenke, der so genannten Spondylarthrose. Spondylarthrose und Spondylolisthesis führen häufig zu einer Verengung des Wirbelkanals der so genannten Spinalkanalstenose. Wenn dann der verrutschte Wirbelkörper auf Bandscheiben, Nerven oder das Rückenmark drückt, können Rückenschmerzen, Sensibilitätsstörungen oder gar Lähmungserscheinungen auftreten, welche dann rasch behandelt werden sollten, um weiteren Schaden abzuwenden.
Symptome
Führendes Symptom sind starke Rückenschmerzen, die bis in die Oberschenkel ausstrahlen können. Die Einengung des Wirbelkanals verursacht vorwiegend ausstrahlende Nervenschmerzen, die bis in den Füße ausstrahlen können und unter Belastung zunehmen, so dass der Patient beim Gehen häufig Pausen machen muss. Weiterhin können Sensibilitätsstörungen und Lähmungen in den Beinen vorhanden auftreten. In besonders schweren Fällen können Blasenfunktionsstörungen auftreten.
Diagnostik
Diagnostik der Wahl ist die Kernspintomographie. Zusätzlich sollten Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen inklusive Funktionsaufnahmen angefertigt werden, um das Ausmaß und die Dynamik des Wirbelgleitens feststellen zu können.
Der Schweregrad der Spondylolisthese wird mittels Gradeinteilung nach Meyerding eingeteilt (Grad I-IV). Dabei wird die Deckplatte des unteren Wirbels geviertelt und je nach Lage der Hinterkante des oberen Gleitwirbels das Ausmaß der Verschiebung festgelegt. Grad 3 und Grad 4 Spondylolisthesen werden demnach als hochgradig bezeichnet.
Therapie
Die Rückenbeschwerden werden in der Regel zunächst konservativ – also ohne Operation – behandelt. Die Schmerzbehandlung des Patienten steht dabei selbstverständlich im Vordergrund. Nach Abklingen der akuten Schmerzen ist Bewegungstraining und der gezielte Aufbau der Rückenmuskulatur zur Stabilisierung der Wirbelsäule wichtig.
Unsere konservativen Therapiemassnahmen:
- Schmerztherapie (Analgetika in Kombination mit muskelentspannenden Medikamenten) oder auch Infusionstherapie
- Physiotherapie
- Physikalische Therapie
- Osteopathie
- Medizinische Trainingstherapie zum gezielten Muskelaufbau
- Invasive Schmerztherapie (gezielte Injektionen im Bereich der Wirbelsäule)
- Verödungsverfahren