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Vorderes Kreuzband

VKB-Ruptur

Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,

bei Ihnen wurde eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes festgestellt. Hier möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über dieses Krankheitsbild und die Behandlungsmöglichkeiten geben.

Wie ist das Kreuzband aufgebaut und welche Funktion hat es?

In der Mitte des Kniegelenkes befinden sich das hintere (HKB) und das vordere Kreuzband (VKB), welche eine Funktionseinheit bilden. Der Verlauf der Bänder ist unterschiedlich und sie überkreuzen sich etwa in der Mitte, daher der Name „Kreuzband“. Die Funktion liegt in der Stabilisierung des Kniegelenks nach vorne und hinten sowie für Drehbewegungen. Dabei begrenzen die Kreuzbänder zusammen mit den anderen Strukturen wie Menisken, Gelenkkapsel und Muskulatur die Verschiebung von Oberschenkel (Femur) und Schienbein (Tibia). Je nach Beugungsgrad werden unterschiedliche Anteile der Bänder angespannt. Außerdem verlaufen Nervenfasern im Kreuzband, welche dem Gehirn (unbewusst) Informationen über die Position und Stellung des Kniegelenks vermitteln, die sog. Propriozeption.

Abb. 1. Kreuzband

Wie entsteht eine Kreuzbandverletzung?

Typischerweise sind Kreuzbandverletzungen Folgen von Sportunfällen. Zu ca. 90% ist das vordere Kreuzband betroffen. Hintere Kreuzbandverletzungen entstehen häufig bei Verkehrsunfällen oder schweren Knieverletzungen. Isolierte Risse des hinteren Kreuzbandes zeigen eine gute Heilungstendenz bei richtiger nichtoperativer Nachbehandlung und rechtzeitigem Erkennen.
Die weitaus häufigeren vorderen Kreuzbandverletzungen zählen zu den besterforschten Bandverletzungen in der Orthopädie. In Deutschland werden jährlich ca. 50 000 vordere Kreuzbandrisse versorgt, Tendenz steigend. Die häufigsten Sportarten, die zu Verletzungen des VKB führen, sind Fußball, Handball und Ski-/Snowboardfahren. Häufig ist eine Kombination aus einer Verdrehung und einer gleichzeitigen Krafteinwirkung von außen (Fußball/Handball) oder gewaltsamen Überstreckung/Überbeugung wie beim Skisport ursächlich für die Überlastung der Bandstrukturen.

Welche Symptome treten auf?

Oft ist das Knie schmerzhaft und geschwollen. Hier ist eine frühzeitige Diagnose wichtig, um gerade bei Teilverletzungen eine weniger invasive und Kreuzbanderhaltende Operationsmöglichkeit zu haben.
Oft lassen die Beschwerden nach einigen Tagen Ruhigstellung und Schonung sowie Schmerzmitteln nach und ein Großteil der Verletzten kommt erst zeitversetzt zum Arzt.
Dann kommt es typischerweise nach Abschwellung des Kniegelenks zu einem Instabilitätsgefühl, speziell beim Treppenabsteigen oder Hinablaufen auf einer schrägen Ebene, dem sog. „giving-way“-Zeichen, welches die Betroffenen dann zum Arzt führt. Neu und besonders hilfreich ist der sog. „Lever/Lelli“-Test, der auch Teilrupturen nachweisen kann.

Welche Arten von Kreuzbandrissen gibt es?

Beim vorderen Kreuzband ist die Unterscheidung zwischen Teilrissen und kompletten Rissen wichtig. Teilrisse können gerade in frühen Stadien, wenn noch Heilungspotential vorhanden ist, mit bestimmten Operationsmethoden unter Erhaltung des vorderen Kreuzbandes verstärkt/stabilisiert werden.
Bei kompletten Rissen des VKB ist je nach Beschwerdebild ein Ersatz des Kreuzbandes nötig.
In bis zu 40% sind durch die Krafteinwirkung auch anderen Strukturen wie z.B. Meniskus oder der die Gelenkkapsel mit verletzt.

Wie wird ein Riss des vorderen Kreuzbandes behandelt?

Die Art der Behandlung ist von 3 Hauptfaktoren abhängig, nämlich dem Funktionsanspruch, dem Stabilitätsgrad sowie den Begleitverletzungen.
Wenn bei Patienten ab ca. dem 40. Lebensjahr nur eine geringe körperliche Beanspruchung besteht oder durch Muskeltraining das Kniegelenk so stabilisiert werden kann, dass es zu keinem Wegknicken/“Giving way“ kommt, dann kann die konservative Behandlung ohne Operation erfolgen.
Im Umkehrschluss gilt, wer trotz Muskeltraining instabil bleibt oder einen hohen sportlichen Anspruch hat, sollte operiert werden. Am besten ist eine frühe Operation, um Folgeschäden zu minimieren! Gerade bei Teilrissen sind die Symptome gering und die Diagnose wird erst spät gestellt, dann kann das Ergebnis durch bereits bestehende Meniskus- und Knorpelschäden beeinträchtigt werden. (DOI: 10.1007/s00167-016-4172-4)
Dies ist jedoch nicht immer möglich, dann ist eine Operation ist auch Monate bis Jahre nach der Kreuzbandverletzung mit gutem Ergebnis möglich, insofern keine fortgeschrittene Arthrose/Verschleisserkrankung vorliegt.
Je nach Begleitverletzungen wie z.B. Meniskusrissen oder Knorpelverletzungen ergibt sich häufig auch eine Operationsindikation.
Zusammenfassend ist bei den meisten Patienten unter 50 Jahren ohne schwere Arthrose bei einem Kreuzbandriss eine Operation sinnvoll!

Konservative Therapie:

Diese beinhaltet im Frühstadium eine Schmerztherapie, eine stabilisierende Kniegelenksorthese und unmittelbar nach Verletzung auch eine Teilbelastung für ca. 2 Wochen. Anschließend kann die Heilung noch durch Lymphdrainage, Elektrotherapie, Kälteanwendung usw. unterstützt werden.
Nach Abklingen der Frühsymptome oder wenn die Verletzung erst nach mehreren Monaten festgestellt wird, erfolgt ein Stabilisierungstraining und eine Muskelkräftigung.
Dies erfolgt unter physiotherapeutischer Anleitung mit Balancebrettern, Trainingsgeräten oder Therabändern. Die konservative Therapie ist ähnlich der Nachbehandlung nach einer Kreuzbandoperation.

Operationsmöglichkeiten:

Aufgrund der großen Anzahl an verschiedenen Techniken ist hier nur ein grober Überblick möglich, durch individuelle Beratung finden wir das für Sie beste Verfahren.

Teilrisse:

Hier ist die Zeit der entscheidende Faktor, um das Kreuzband erhalten zu können, am besten innerhalb der ersten 6 Wochen nach Unfall. Möglich sind z.B. Verstärkungen des eigenen Kreuzbandes durch Nahtmaterialien (Ligament-Bracing), Induktion von Heilung und Verstärkung des noch intakten Rests (sog. Healing response-Technik).

Komplette Risse:

Bei kompletten Rissen und insofern die konservative Behandlung wie oben beschrieben nicht geeignet oder erfolgreich ist, muss das vordere Kreuzband ersetzt werden.
Hierzu wird die Sehne mit einem Transplantat ersetzt. Hierzu kommen mehrere körpereigene oder Spendersehnen in Betracht.
Alle Transplantate haben bestimmte Vor- und Nachteile, wie in u.g. Tabelle dargestellt. Das momentan in Deutschland am häufigsten genutzte Transplantat ist die Semitendinosus-Sehne („Hamstring“).

Transplantat Entnahme Vorteile Nachteile
Semitendinosus/
Gracilis-Sehne
Über denselben
Schnitt an der
Innenseite des
Oberschenkels
Kein zusätzlicher
Schnitt, gute
Sehnenlänge meist
gegeben, gute
Kosmetik
Spürbare
Entnahmeprobleme
am Oberschenkel,
Muskelfunktion mit
leichter Stabilisierung
des Knies wird
geschwächt
Spendersehne (meist
Tibialis posterior)
Entfällt Keine
Entnahmeprobleme,
„unbegrenzte“
Verfügbarkeit,
schnellere
Rehabilitation und
Vorteile im 1. Jahr
Evtl. geringere
Stabilität und erhöhtes
Rissrisiko bei Pat. unter
30 Jahren (danach
identisch) und
Profisportlern, teurer
Patellasehne Unterhalb der
Kniescheibe bis
zum Ansatz am
Unterschenkel
Hohe Stabilität,
schnelleres Einheilen
durch anhängende
Knochenblöcke
Entnahmeschmerzen
an Kniescheibe und
Unterschenkel,
Knochenbrüche der
Kniescheibe möglich
Quadrizepssehne Oberhalb der
Knieschiebe zum
Oberschenkel
Breite und stabile
Sehne, Entnahme
eines Knochenblockes
möglich
Bisher schlechte
Kosmetik, durch neue
Entnahmetechniken
gebessert, Schmerzen
/Frakturen an der
Kniescheibe möglich

Wir empfehlen aufgrund der geringeren Schmerzen und freien Verfügbarkeit für unseren Patienten gerne die Verwendung einer Spendersehne. Eine aktuelle Studie (englischsprachig) finden Sie unter diesem Link: DOI 10.17219/acem/124884
Die Aufbereitung ist so ausgereift, daß bei den in Deutschland verwendeten Transplantaten (nicht bestrahlt, nicht chemisch behandelt) keine relevanten Funktionsunterschiede zur körpereigenen Sehne bestehen. Weiterführende Informationen auf der Seite des DIZG (Link einfügen) oder auch in dieser Studie (doi: 10.1302/0301-620X.99B6.BJJ-2016-0929.R2.)

Wie läuft die Operation ab?

Das Knie wird mittels Schlüssellochoperation abgeklärt und Begleitschäden wie z.B. Meniskusrisse behandelt. Simultan wird die entnommene Sehne vorbereitet und über einen 2-3 cm langen Schnitt an der Schienbeinvorderkante in das Gelenk eingezogen, die Sehen wird dann im Knochen befestigt, z.B. über auflösbare Schrauben am Schienbein und flaschenzugartige Befestigungssysteme am Oberschenkel.

Ultrabutton (Fa. Smith&Nephew)
Interferenzschraube (Smith&Nephew)
Beispiel einer Rekonstruktion (Smith&Nephew)

Beispiel 3. Häufig genutzte Befestigungsmethode mit Schraube am Scheinbein und „Flaschenzug“ am Oberschenkel.

Unter folgendem Link ist auch eine Animation des Operationsablaufs zu finden:
https://www.youtube.com/watch?v=j9bzVyN0oZU

Ambulant oder stationär?

Für eine Kreuzbandoperation sind in unserer Klinik 2 Nächte stationärer Aufenthalt vorgesehen. Schmerzkontrolle und sichere Mobilisation sind das Ziel. Bei regelhaftem Verlauf erfolgt die Entlassung mit einer Knieruhigstellungsschiene mit Teilbelastung an Krücken. Durch Begleitverletzungen und je nach Befestigungsmethode kann die Nachbehandlung leicht variieren. Unter optimalen Voraussetzungen kann die Operation auch ambulant erfolgen.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Es werden 3 Phasen der Nachbehandlung unterschieden:

1. Phase : Akutphase/Entzündungsphase bis ca. 2 Wochen nach OP

  • Schmerzreduktion , Abschwellung, Beweglichkeit der benachbarten Gelenke erhalten (Hüfte/Sprunggelenk), kontrollierte Teilbelastung an Gehstützen (meist 20 kg Teilbelastung), Wundheilung, volle Streckung soll erreicht werden.

2. Phase : Proliferations/Einwachsphase sowie Beginn der Umbauvorgänge im Transplantat – bis 6 Wochen nach OP

  • Wiedergewinnung Kniegelenksbeweglichkeit (bis 90° Beugung und komplette Streckung), schrittweiser Übergang zur Vollbelastung, Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur, Besserung der Wahrnehmung (Propriozeption), Erreichen guter Rumpfstabilität, Abtrainieren der Gehstützen

3. Phase : Remodellierung/Anpassung und Umbauvorgänge – Woche 7 bis zu 2 Jahre

  • Wiederherstellung der normalen Alltagsbeweglichkeit und weitere Abschwellung, Erreichen der Muskelbalance wie vor der Operation.
  • Ggf. Sportspezifisches Training und Stabilitätstests

Autofahren ist je nach betroffenem Bein nach 6 Wochen bzw. ab Vollbelastung möglich.
Details finden Sie in unserem separaten Nachbehandlungsschema.

Wie lange bin ich arbeitsunfähig?

Für leichte Büroarbeiten oder Homeoffice sind je nach Arbeitsweg 2 Wochen üblich, Autofahren ist je nach Seite ab ca. 6 Wochen möglich. Beschäftigte in schwer körperlichen Berufen sind bis 3 Monate arbeitsunfähig.

Wann kann ich wieder Sport treiben?

Dies ist je nach Sportart und Funktionsanspruch unterschiedlich. Die Rückkehr zum Sport wird vom Erreichen bestimmter Funktionstests in der Physiotherapie abhängig gemacht, weniger vom reinen Zeitverlauf.
Eine grobe Orientierung sind 2 Monate für kontrollierte Sportarten wie Fahrrad fahren oder Schwimmen. Für Kontaktsportarten (Fußball/Handball/Kampfsport) sind 9-12 Monate realistisch.

Welche Komplikationen können auftreten?

Wie bei jeder Operation kann es zu Blutergüssen oder Infektionen kommen. Seit Einführung neuer Techniken (Behandeln des Transplantats mit einer Antibiotikum-Lösung) sind Infektionen sehr selten geworden.
Es kann zu einem erbeuten Riss des Kreuzbands kommen, je jünger und aktiver der Patient, umso höher das Risiko (bis zu 30%). Außerdem kann es in bis zu 20% zu Vernarbungen im Kreuzband kommen, die nach einigen Monaten zu einer Bewegungseinschränkung führen (sog. Zyklops) und dann in einer 2. Operation entfernt werden müssen, hier ist dann aber eine zügige Vollbelastung nach wenigen Tagen möglich.
Je nach verwendetem Transplantat kann es an der Entnahmestelle zu Schmerzen und Funktionsstörungen kommen (s. Tabelle).
Außerdem ist oft durch die Verletzung ein erster Schaden im Kniegelenk vorhanden und ein Verschleiß setzt oft früher ein als bei einem unverletzten Kniegelenk (posttraumatische Arthrose). Durch die aktuellen Techniken kann eine Arthroseentwicklung verlangsamt werden im Vergleich zu nicht operierten Patienten.
(DOI: 10.1177/0363546516634325 )

Ist eine Metallentfernung notwendig?

Üblicherweise muss kein Metall/Material entfernt werden.

Fazit:

Die Operation des vorderen Kreuzbandes ist eine sichere Operation, welche vor allem gegen Instabilitätsgefühl und bei sportlichem Anspruch in über 90% ein gutes Ergebnis erzielen kann. Bei jungen Patienten empfiehlt sich die Operation auch zum Schutz des Knorpels bzw. vor Arthrose, da eine anhaltende Instabilität ohne Operation schneller zu Folgeschäden an Meniskus und Knorpel führt als nach einer Kreuzbandrekonstruktion.
Die Rehabilitation ist langwierig und kann je nach sportlichem Anspruch bis zu einem Jahr dauern, für Alltagsbelastungen sind Sie nach ca. 6 Wochen wieder einsatzfähig und das Knie kann meistens nach 2 Wochen (mit einer Schiene) voll belastet werden.

Wir beraten Sie gerne über das für Sie beste Vorgehen.
Ihre Ärzte des ZON

Adresse

METROPOL MEDICAL CENTER (MMC), Erlangen-Spardorf

Buckenhofer Str. 4
91080 Spardorf

Kontaktdaten

+49 (0) 9131 81198-80

+49 (0) 9131 81198-99

http://www.orthopaedie-neurochirurgie.com

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